Diagnose Magenkrebs: Die Therapie

Geboren 1958,
Ingenieur, 25 Jahre Ehe, 3 Söhne,
berufliche Karriere in einem mittelständigen Unternehmen

Am 24.01.07 wurde mir mitgeteilt, dass ich an Magenkrebs erkrankt bin. Den ersten Informationen über die Krankheit durch den Hausarzt folgten Gespräche in der Familie, mit dem Arbeitgeber und Kollegen. Recherchen im Internet über den Krankheitsverlauf, Therapiemöglichkeiten und Heilungschancen führten zusätzlich zu Rat – und Hilflosigkeit. Schnell machten sich Depressionen breit.


In dieser kritischen Situation stellte der Hausarzt die Weichen. Er riet, die Behandlung in der Uniklinik in Regensburg durchführen zu lassen, stellte nach unserer Zustimmung die ersten Kontakte her und veranlasste eine CT – Aufnahme. Die CT – Aufnahme bestätigte den Tumorbefund der Magenspiegelung und zeigte im Nahbereich der kleinen Magenkurve Lymphmetastasen. Weitere Organe waren nicht befallen.


Am 31.01.07 wurde ich stationär in der Chirurgie der Uniklinik Regensburg aufgenommen. Wir lernten den behandelnden Arzt kennen, mit dem zusammen fortan alle weiteren wichtigen Entscheidungen getroffen wurden. Eine erneute Magenspiegelung mit Sonographie, ergab ein Magenkarzinom der Klassifikation T3-N1-R0. Nach diesem niederschmetternden Ergebnis riet mir mein Arzt zu einem Gespräch mit einem Onkologen. Dieser empfahl eine neoadjuvante Chemotherapie vor der Operation, um den Tumor zu verkleinern. Er klärte uns über die Risiken der Chemotherapie auf und machte uns Hoffnung bei Ansprechen der Therapie die Heilungschancen zu verbessern. Letzteres war der Grund, dass wir der Chemotherapie zustimmten. Vor Beginn der Chemo führte der chirurgische Oberarzt eine Spiegelung des Bauchraumes durch und setzte mir unterhalb des rechten Schlüsselbeines eine Portanlage ein.


Beginn der Chemotherapie war der 12.02.07. Es wurden im 3 – wöchigem Abstand 4 Stoßtherapien mit Cisplatin durchgeführt. Dazu musste ich jeweils 3 Tage stationär in die Onkologie. Dazwischen erhielt ich eine Dauerchemo über eine 5-FU-Pumpe, die ich am Körper trug und die an der Portanlage angeschlossen war. Die Pumpe wurde alle 7 Tage in der Tagesklinik gewechselt. Wöchentlich wurde das Blutbild einmal von der Tagesklinik und einmal vom Hausarzt kontrolliert. Nach der Hälfte der Chemotherapie wurde eine erneute CT – Aufnahme erstellt um das Ansprechen der Therapie zu prüfen. Als Referenz diente einer der Lymphmetastasen, der vermessen wurde. Dieser war bereits deutlich kleiner geworden. Zur Vorbeugung von Depressionen nahm ich täglich das Medikament Cipralex ein.


Die ersten 4 - 5 Tage nach der Stoßtherapie fühlte ich mich extrem müde, appetitlos und eine leichte Übelkeit. Bis zum Beginn des nächsten Zyklus nahmen die Beschwerden wieder ab, ich konnte vor allem wieder normal essen. Aufgrund des schlechten Kreatininwertes versuchte ich am Tag mindestens 3 Liter zu trinken. Während der gesamten Zeit waren meine sonstigen Blutwerte stabil und ich konnte an Gewicht zulegen. In der 4. Woche sind mir dann die Haare ausgegangen. Für mich war das ein sehr schlimmer Moment. Während der Chemotherapie nahm ich wieder Kontakt mit der Firma auf und versuchte, so weit es mir möglich war, zu Hause etwas zu arbeiten, um mich abzulenken.
Der Chemotherapie folgte eine vierwöchige Erholungsphase. Zur Operation begab ich mich am 11.06.07 wieder stationär in die Chirurgie zu meinem behandelnden Arzt. Eine erneute Magenspiegelung mit Sonographie am gleichen Tag ergab eine deutliche Rückbildung des Tumors.


Dienstag, der 12.6.07 war nun endlich der entscheidende Operationstag. Gegen 10 Uhr wurde ich in den OP – Raum gebracht. Nach Anlegen der Infusionsnadeln an den Händen und des Schmerzkatheders in den Rücken, wurde ich in den Schlaf versetzt. Aufgewacht bin ich wieder in Gegenwart meiner Frau und unseres Sohnes Thomas gegen 18 Uhr auf der Intensivstation. Ich muss schrecklich ausgesehen haben, war aber ansprechbar. Gegen 10 Uhr des Folgetages wurde ich wieder auf die Station verlegt. Der Kreislauf war in den Folgestunden noch sehr instabil. Der Operateur besuchte mich gegen Mittag und teilte mir mit, dass er nur den Magen entfernt hat. Milz und Gallenblase konnte er erhalten, die äußeren Lymphmetastasen waren durch die Chemo abgebaut worden. Eine Prognose wollte er nicht stellen und verwies auf das Ergebnis der pathologischen Untersuchung. Diesen Befund  las er mir in Gegenwart meiner Frau und unseres Sohnes Franz eine Woche später vor. Insgesamt hatte mein Arzt bei der Operation 40 Lymphknoten entfernt, die alle krebsfrei waren. Die neue Tumorklassifikation war nun T1 NO G3. Die Freude über dieses positive Ergebnis war nicht nur uns sondern auch dem Chirurgen deutlich anzusehen.


An den ersten 3 Tagen nach der Operation war ich sehr müde und bin immer wieder in Gegenwart meiner Familie eingeschlafen. Spürbar aufwärts ging es ab den 4. Tag nach der Operation. Nach und nach wurden alle Katheter entfernt, ab den 5. Tag durfte ich etwas Tee trinken und am 6. Tag begannen wir mit dem Kostaufbau. Nach Absprache mit dem zuständigen Arzt wurden am 10. Tag nach der OP die Klammern an der Schnittwunde entfernt und meine Frau durfte mich nach Hause mitnehmen.
Die ersten Wochen und Monate zu Hause stand und steht auch heute noch die Ernährung im Vordergrund. Zusätzlich nahm ich weitere 6 Wochen über eine Sonde am Bauch nachts 500kcal Nahrungsergänzung zu mir. Zu den Empfehlungen aus der Klinik richten wir uns vor allem nach den Anleitungen zur Selbsthilfe, verfasst von Hermann Mestrom, „ Essen und Trinken nach Magenentfernung“. Wir machten Erfahrungen mit den Begleiterscheinungen, Dumping, Durchfall, Unterzuckerung etc. Als Rat können wir weitergeben:

Anfang September habe ich wieder das Arbeitsverhältnis aufgenommen. Im September noch halbtags, ab Mitte Oktober nun wieder in Vollzeit. Beruflich verrichte ich meist Bürotätigkeiten.
Neben der Umsicht unseres Hausarztes, war die gesamte Behandlung von der offenen Informationspolitik in der Klinik, der menschlichen vor allem aber sehr sachlichen und fachlichen Kompetenz vom zuständigen Chirurgen und dem Onkologen mit Ihren Ärzteteams geprägt. Diese Eigenschaften zeichnete auch das gesamte Pflegepersonal, ob in der Onkologie, der Tagesklinik oder auf der Chirurgie aus. Sehr schnell wurde ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, das mir und meiner Familie das Gefühl gab, dort in den besten Händen zu sein.


Nun, 5 Monate nach der Operation, hat sich eine gewisse Routine im Umgang mit der Krankheit eingestellt. Nach wie vor spielt die Gewichtsabnahme eine Rolle. Daneben belastet uns psychisch die Angst vor einem Rezidiv. Können wir durch alternative Heilkunde dem vorbeugen? Laut Heilpraktiker gibt es Möglichkeiten, laut Schulmedizin nicht. Was kann man begleitend tun? Verpasst man eine Chance? Wir wissen es nicht.
Als Maschinenbauingenieur beschäftige ich mich mit Naturgesetzen, Zahlen und Statistiken. Ich rechne mir eine gewisse prozentuale Heilungschance aus. Die Zukunft wird es zeigen. Es liegt in Gottes Hand.

29. March '24
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